Wasserspender mit Nostalgiecharme
Bassena aus Gusseisen
Nun, wenn die Tage länger werden und die Freiheiten größer, ruft das Leben außen! Mit Spaten, Stauden und riesigem Elan wollen wir unsere Gärten und Terrassen in idyllische Oasen verwandeln.
Für manche als kraftspendende Orte des Ausruhens und der Kontemplation, für andere als genüsslicher Punkt geselligen Beisammenseins.
Um diese besonderen Atmosphären zu prägen, bildet der Wandbrunnen aus Gusseisen ein eminentes Gestaltungsmerkmal. Aber wussten Sie schon um die recht prosaische Herkunft der schönen Wasserspender?
Der Wandbrunnen aus Gusseisen findet seine Anfänge in der industriellen Revolution, vor mittlerweile zweihundert Jahren! Wohnungen waren schon lange da, aber an fließendes Wasser war überhaupt nicht zu denken. Die Menschen haben ihr Toilette notdürftig mit Krug und Waschschüssel erledigt.
Da stellte die Einführung der Wandbrunnen auf jeder Etage schon einen großen Fortschritt da, musste das Wasser nicht mehr vom Brunnen geholt werden.
Zu seinem leicht exotischen Namen „Bassena“ kam der Wandbrunnen in Wien: es ist eine italienisierende Abwandlung des französischen Wortes „bassine“, das die Waschschüssel bezeichnet.
Ob plätschernd für einen romantischen Gartenabend, praktisch als Wasserstelle für einen Garten im Landhausstil oder mit Blumen geschmückt auf einem nostalgischen Balkon – der Wandbrunnen aus Gusseisen hat sich sogar trotz (oder gerade wegen?) seines ansehnlichen Alters eine Lobeshymne und sehr amüsante Hintergrundinformationen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ verdient:
„Der Brunnen war schon immer mehr als eine Wasserstelle: ein sozialer Treffpunkt, Umschlagplatz für Klatsch und Tratsch, neue Freund- und alte Feindschaften. Was dem Dorf der Brunnen, war Wien die Bassena. Zu Zeiten, als noch nicht jede Wohnung in einem Mietshaus einen eigenen Wasseranschluss hatte, hing das muschelförmige Becken auf jedem Stockwerk. Die umliegenden Parteien holten sich dort ihr kaltes Wasser und die Neuigkeiten ab, den Bassenatratsch. Weil der nicht selten zum Streit eskalierte, kam es zu Klagen wegen Ehrenbeleidigung, die zu den sogenannten Bassena-Prozessen führten. Diese wiederum waren bei Gerichtszuschauern äußerst beliebt – als frühe Form des Reality TV.
Da die Bassena vor allem in den schlecht ausgestatteten Arbeiterquartieren hing, wurde sie auch zu einem Sinnbild für das Wohnungselend in der Hauptstadt. Um dagegen anzukämpfen, legte die Stadt nach dem Ersten Weltkrieg ein großes Gemeindebauprogramm auf, für das sie auch heute noch gerühmt wird. Die Wohnungen in den Altbauten bekamen eigene Wasseranschlüsse, und die Bassena wurde überflüssig.“
"Vom Gelsenkirchener Barock bis Berliner Zimmer" von Judith Lembke, FAZ 04. Mai 2022
Die Anfänge waren recht bescheiden, und dennoch haben sich die Wandbrunnen und Ausgussbecken aus Gusseisen als stilvolles Dekorationselement etabliert. Die echten gusseisernen Wandbrunnen lassen sich unschwer von den günstigen Kopien aus Aluminium unterscheiden: das massive Gusseisen zeichnet sich durch ein hohes Gewicht und eine etwas raue Oberfläche aus. Klopft man dagegen, ertönt ein angenehmer Klang.
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